Großes Interesse an Entwicklung von Mobilitäts-Konzepten

Die jüngste Mitgliederumfrage der Werbegemeinschaft Paderborn zum Thema Mobilität spricht eine deutliche Sprache: Die Notwendigkeit des Wandels wird erkannt, aber vor Schnellschüssen warnen die Befragten.
In der Gesellschaft mehren sich derzeit Stimmen, benzin- und dieselbetriebene Fahrzeuge aus den Innenstädten zu verbannen. Gleichzeitig wünschen sich viele Menschen lebendige Zentren mit vielfältigem Einzelhandel und abwechslungsreicher Gastronomie.
„Wunsch und mögliche Realität stehen hier mitunter im Gegensatz zueinander“, sagt Uwe Seibel. Der Vorsitzende der Werbegemeinschaft Paderborn hat daher eine Mitgliederumfrage zum Thema Mobilität initiiert. Rund 70 Einzelhändler, Gastronomen und Mitglieder anderer Branchen haben teilgenommen. Sie zeichnen ein eindeutiges Bild: „Die Mobilität in und um Paderborn wird als gut bis durchschnittlich bewertet – mit Verbesserungspotenzial in allen Bereichen“; sagt Uwe Seibel. Kritisiert werden, wie seit vielen Jahren – hohe Parkgebühren für PKW und ein Mangel an der Qualität alternativer Mobilitätsmöglichkeiten. Auch die Taktung der Linienbusse sei ausbaufähig.
Der relativ hohe Rücklauf im Rahmen der Umfrage bestätigt den Initiatoren, dass das Thema Mobilität bei den Mitgliedern der Werbegemeinschaft einen hohen Stellenwert hat.
Eine aktuelle Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) belegt, dass der Handelsstandort Innenstadt auf die gute Erreichbarkeit durch Kunden- und Lieferverkehre angewiesen ist. Die Zunahme an Transportleistungen bringe das bestehende Verkehrssystem allerdings schon heute an seine Grenzen. Daher befürwortet der Handel die Ertüchtigung aller Verkehrsträger einschließlich des Öffentlichen Personennahverkehrs sowie des Fahrradverkehrs und unterstützt auch technische Innovationen. Dagegen sei die Benachteiligung des motorisierten Individualverkehrs durch Fahrverbote ohne den vorherigen Aufbau von attraktiven Alternativen nicht zielführend.
Uwe Seibel betont, dass die Nutzung von Verkehrsmitteln höchst individuell und situativ sei. Paderborn sei auch als Einkaufsstadt von Pendlern geprägt. Er wünscht sich die Schaffung und Optimierung von Alternativen zum PKW, bevor Autofahrer durch restriktive Maßnahmen abgestraft werden. „Erst verbieten und dann Alternativen schaffen wäre der falsche Weg. Paderborn ist ein Oberzentrum mit einem ländlich geprägten Umfeld. Viele Gäste vor allem aus dem Umland können nicht auf die Nutzung des Autos verzichten und jeder geschaffene Nachteil kostet uns Frequenz.“
Mit kundenunfreundlichen Maßnahmen laufe man Gefahr, den Online-Handel zu stärken. „Wenn es unattraktiv ist, nach Paderborn zu fahren, kauft man vom Sofa aus oder weicht in andere Städte aus“, sagt Uwe Seibel.
Gleichwohl sieht er Paderborn auf einem „sehr guten Weg“. Das Integrierte Mobilitätskonzept (IMOK) sei eine perfekte Basis für die von der Gesellschaft getragene Entwicklung der Mobilität in der Großstadt Paderborn.
Darauf setzen auch die Teilnehmer der Mitgliederumfrage: „Wandel mit Maß“ sei die Devise.
Daher sei es auch gut, dass der City-Manager Heiko Appelbaum die Mobilität in Paderborn als eines seiner Schwerpunktthemen kritisch und konstruktiv begleitet und Mitglied im IMOK-Projektbeirat ist. Er hat auch an der Erstellung der Umfrage mitgewirkt, die nur „eine von vielen Facetten innerhalb dieses Themenkomplexes“ sei.
Die Verzahnung aller Interessen sei schwierig, aber es gelte, die bestmöglichen Lösungen zu finden und umzusetzen. „Mobilität im Konsens denken“ sei geboten. „Wir müssen beobachten, welche Maßnahmen in anderen Städten funktionieren und für Paderborn passende Lösungen übertragen“, sagt Heiko Appelbaum. „Auch hier bietet das IMOK vielversprechende Ansätze.“