Werbegemeinschaft Paderborn formuliert Zukunftsliste für Paderborn

Die Werbegemeinschaft Paderborn hat konkrete Vorstellungen zur mittelfristigen Entwicklung der Stadt Paderborn. Das ostwestfälische Oberzentrum steht nach Angaben des Werbegemeinschafts-Vorsitzenden Uwe Seibel „vor gewaltigen Herausforderungen, denen sich die gesamte Stadtgesellschaft im Schulterschluss stellen muss“.

In den vergangenen Wochen ist im Rahmen zahlreicher Vorstandssitzungen und als Ergebnis vieler Gespräche mit Politik und Verwaltung eine Zukunftsliste entstanden, welche die Weichen für eine Entwicklung der Stadt stellen soll.

Unterstützt wird der Forderungskatalog von der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld Zweigstelle Paderborn + Höxter, vom Handelsverband Ostwestfalen-Lippe e. V. sowie dem Vorsitzenden des Ortsvorstandes des Handelsverbandes in Paderborn, Ferdinand Klingenthal.

„Die zurückliegenden und noch anhaltenden Einschränkungen haben zu herben Umsatzverlusten geführt und tun dies teilweise weiterhin“, sagt Uwe Seibel. „Nun muss es unser Ziel sein, Kundinnen und Kunden einen Besuch unserer Stadt so einfach wie möglich zu machen und die vorhandene Attraktivität weiter und nachhaltig zu erhöhen.“

Die Zukunftsliste der Werbegemeinschaft Paderborn umfasst folgende Punkte:

  • Gebühren für Gastronomie und Einzelhandel

Der Verzicht der Gebühren für Außengastronomie oder Werbeaufsteller vor dem eigenen Geschäft entlastet zurzeit die Betriebe und gibt ein wichtiges Signal der Unterstützung in schweren Zeiten. Der Gebührenverzicht sollte mindestens bis Ende 2022 unbürokratisch alle Gastronomen und Einzelhändler entlasten. Außerdem sollten über die bisher gemieteten Flächen hinausgehende Nutzungen in Absprache und unter Einhaltung der Rettungswege möglich sein, um den Sicherheitsabstand gewährleisten zu können.

  • Einsatz für Verkaufsoffene Sonntage in Innenstadt und Peripherie

Verkaufsoffene Sonntage können auch langfristig Umsatzausfälle und -verschiebungen, z. B. in den Onlinehandel, abfedern. Daher fordern wir von der Bundesregierung für die Zukunft die Aufhebung des Anlassbezuges, der Anzahlbeschränkung und die unbedingte Einbeziehung der Peripherie in Absprache mit Verwaltung und Politik. Auch Stadtteile sollten in Abstimmung mit der Kernstadt eigene Verkaufsoffene Sonntage durchführen dürfen. Derzeit findet oft nur Bedarfseinkauf statt; unser Ziel ist es, den Erlebniseinkauf wieder zu etablieren. Hier sind Verkaufsoffene Sonntage erfahrungsgemäß probate Mittel.

  • Optimierung der Mobilität

Basis unserer Forderungen ist das derzeit in der Vorbereitung befindliche Integrierte Mobilitätskonzept - IMOK, an deren Entwicklung der Citymanager beteiligt ist.

Ein Großteil der Besucher von Paderborn kommt aus dem weiten Umland und hat nicht die Möglichkeit, den ÖPNV zu nutzen. Daher muss die gute Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem PKW ebenso gewährleistet sein wie günstiges und bequemes Parken.

Für Menschen, die in der Innenstadt wohnen, muss die Attraktivität des Fahrrads als Verkehrsmittel der ersten Wahl erhöht werden, damit sie kurze Wege mit diesem zurücklegen und nicht zur Parkraumverknappung beitragen.

Um mehr Paderborner Bürgerinnen und Bürger vom Busfahren im Stadtgebiet zu überzeugen, muss der öffentliche Personennahverkehr mit Bussen von der Politik weiter gefördert werden. Dazu müssen Fahrplanangebot und Takt sowohl beim Regionalbussystem als auch beim PaderSprinter gleichermaßen ausgebaut und dann mit einem attraktiven Tarif kombiniert werden.

Ein weiterer Schwerpunkt könnte z. B. die stärkere Anbindung der Universität bzw. der Studierendenwohnheime an die Innenstadt auch zu Tagesrandzeiten und am Wochenende sein. Das würde zu den Bemühungen von Einzelhandel und Gastronomie beitragen, Studierenden den Aufenthalt in der Innenstadt schmackhaft zu machen. Um diese Kombination mehrerer Maßnahmen umsetzen zu können, sind aber z. B. Investitionen in die Infrastruktur und das Personal notwendig sowie eine durchdachte Verkehrs- und Mobilitätsplanung. Der PaderSprinter sollte daher kurzfristig mit Finanzmitteln ausgestattet werden, die ihm eine Optimierung seines Angebots ermöglichen.

Wir begrüßen ausdrücklich die Einrichtung der ZOH an der Friedrichstraße.

  • Individuelle Mobilität PKW

Insbesondere für Gäste und Pendler aus dem Umland, die nur schwer auf Angebote des ÖPNV zurückgreifen können, muss Paderborn attraktiv bleiben. Dazu gehört die Entwicklung der Parkmöglichkeiten. In diesem Kontext plädieren wir auf städtischen Parkplätzen und in den Parkhäusern für die Abrechnung in Echtzeit und einen Tarif von 1 Euro/Stunde. Zu Schwachlastzeiten ist eine Happy Hour wünschenswert.

Weiterhin wünschen wir den Erhalt und die Schaffung von Parkplätzen auf dem Areal Florianstraße.

  • Individuelle Mobilität Fahrrad

Um die Nutzung des Fahrrads zu fördern, müssen innerhalb des Inneren Rings überdachte und gesicherte Fahrradabstellanlagen geschaffen werden, die der vermehrten Nutzung hochwertiger Räder Rechnung tragen.

Darüber hinaus schließen wir uns nachdrücklich den im IMOK erarbeiteten Vorschlägen zur Förderung des Radverkehrs an.

  • Perspektive Wochenmarkt

Der Wochenmarkt auf dem Marktplatz muss in Absprache mit den Beschickern weiterentwickelt werden. Eine Option könnte eine Verlängerung bis 16 Uhr und ein höherer Gastronomie-Anteil zum Selbstverzehr sein.

Da der Wochenmarkt einen großen Teil zum Stadtgefühl beiträgt, muss er perspektivisch an Attraktivität gewinnen und dadurch selbst zu einer höheren Verweildauer animieren. Gerne bringen wir uns in den zuständigen Gremien, deren Fokus auf der Weiterentwicklung des Wochenmarkt-Konzeptes liegt, mit ein.

Als neue Zielgruppe müssen Touristen gewonnen werden, die Wert auf einen attraktiven Markt mit regionalen Angeboten legen.

Wir wünschen uns eine bunte Mischung aus gewohnten Angeboten („Kartoffeln in 10-kg-Säcken“) und neuen Ideen („Modern Food“).

  • Lieferverkehr in der Fußgängerzone

Bis zur Schaffung einer Lösung im Sinne einer funktionierenden Citylogistik muss Lieferverkehr, der außerhalb der zulässigen Zeiten in der Fußgängerzone zustellt, sanktioniert werden.

Die Schaffung einer innerstädtischen Logistik von außen nach innen (Anlieferung an einer zentralen Stelle und emissionsfreie Weiterverteilung an Endkunden) sollte das Ziel sein.

Mit gedacht werden muss in diesem Zusammenhang die Logistik von innen nach außen (Auslieferung von gekauften und/oder bestellten Waren des innerstädtischen Einzelhandels an Kunden in der Stadt). Auch hier wünschen wir uns eine (finanzielle) Förderung von zukunftsweisenden Konzepten.

Wir schließen uns dem im Koalitionsvertrag zwischen Christlich Demokratischer Union (CDU) und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN für die Wahlperiode 2020 – 2025 formulierten Wunsch an, „den Lieferverkehr in der Fußgängerzone konsequent neu[zu] strukturieren“ und bitten um zeitnahe Umsetzung.

  • Möblierung Innenstadt

Vor allem im Bereich Sitzbänke und Kinderspielgeräte weist die Fußgängerzone erhebliche Defizite auf. Diese gilt es mit der größtmöglichen Kreativität abzustellen, damit die Fußgängerzone weiter eine hohe Aufenthaltsqualität hat.

Auch eine zusätzliche Begrünung der Fußgängerzone ist wünschenswert. Rechnung tragen müssen wir den Prognosen im Kontext des Klimawandels: Die sommerliche Innenstadt muss auch bei stetig hohen Temperaturen attraktiv bleiben. Das Nebeneinander von gastronomischen Angeboten und frei nutzbarer Möblierung ist ebenso wichtig wie die Schaffung von Spielmöglichkeiten für Kinder.

Aspekte wie Vandalismusgefahr und Rettungswege dürfen dabei nicht aus den Augen verloren werden.

  • Angsträume verhindern

Durch helle Beleuchtung und verstärkte Kontrollen müssen als Angsträume definierte Bereiche der Innenstadt entschärft werden.

Bekannte Unorte, wie die Westernmauer oder die ehemalige Zentralstation und neu der Platz vor der Herz-Jesu-Kirche am Westerntor, sollten weiter verstärkt überwacht werden. In Abstimmung mit dem Ordnungsamt, der Polizei und sozialen Einrichtungen gilt es ein Konzept zu entwickeln, wie die Stadtgesellschaft benachteiligten Menschen hilft und Kriminalität wirksam und nachhaltig bekämpft.

Hier erhoffen wir uns von der Entwicklung des Königsquartiers und der ZOH positive Impulse.

  • Königsplätze 2

Wir setzen uns für die bauliche Weiterentwicklung des Areals Königsplätze 2 ein.

Dieses Areal hat in den vergangenen Jahren einen massiven Verlust an Attraktivität und Frequenz aufzuweisen. Hier gilt es durch die Schaffung attraktiver und öffentlichkeitsrelevanter Angebote Magnete zu schaffen, die den Reiz dieses Kleinquartiers erhöhen.

In diesem Zusammenhang begrüßen wir die Etablierung eines Lebensmittelversorgers im Erdgeschoss.

  • Verkaufsoffene Sonntage und weitere Anlässe

Um die geschädigten Schausteller und Gastronomen zu unterstützen, wünschen wir uns unbürokratische Lösungen, indem etwa zu Verkaufsoffenen Sonntagen oder anderen Aktionstagen die Nutzung städtischer Flächen einfach möglich ist. Mobile Betriebe müssen mittelfristig Leben in die Fußgängerzone bringen und selbst von der daraus resultierenden Frequenzerhöhung profitieren.

  • Blumen in der Innenstadt

Seit vielen Jahren sorgt die Werbegemeinschaft mit großem finanziellem Aufwand für eine Begrünung der Fußgängerzone durch Blumenschmuck. Um die Fußgängerzone dauerhaft aufzuwerten ist die Optimierung der floralen Arrangements nötig. Es ist wünschenswert, dass sich die Stadt finanziell an der Fortführung des Projektes beteiligt.

  • Kultur in Fußgängerzone

Um den Erlebnischarakter der Fußgängerzone weiter zu steigern ist es nötig kulturelle Highlights zu setzen. Eine Mitfinanzierung und Unterstützung bei der Organisation zum Beispiel durch die Bereitstellung von öffentlichen Flächen könnten auch ein Signal der Unterstützung unserer Kulturszene sein. Eine Kombination mit dem Projekt Kultursommer könnte sinnvoll sein. Wir wollen die Innenstadt zur Bühne machen. Dazu gehört auch die Unterstützung der Entwicklung von Traditionsveranstaltungen, die bereits etabliert sind.

  • Fortentwicklung des Frühlingsfestes

Das Frühlingsfest der Werbegemeinschaft hat sich in der Vergangenheit zur sechsten Jahreszeit in Paderborn entwickelt. Um eine hohe Qualität des Angebotes innerhalb der Veranstaltung zu gewährleisten ist auch die finanzielle Unterstützung durch die Stadt nötig. Hier gilt es das Frühlingsfest gemeinsam für die nächsten Jahre weiterzuentwickeln.